3-Tagereise Südtirol

3-Tage-Reise Südtirol


Drei wunderschöne Tage im Südtirol

Dreitage-Reisen im MännerSportverein Gossau sind immer wieder erlebnisreiche, unvergessliche Momente in der Vereinsgeschichte. So ist es auch wieder vom
25. bis 27. August 2015.

Früh morgens um 6.30 Uhr trifft man sich im MSG-Tenü und natürlich mit den persönlichen Utensilien bei der Markthalle. Pünktlich steht auch der moderne Car des einheimischen Carunternehmens Ramsauer mit Chauffeur Stefan Lang bereit. Im Mettendorf ist die zweite Einsteige, sodass nun insgesamt 33 Mitglieder bequem im Car Platz finden. Karl Giger als Reiseleiter begrüsst alle seine Kameraden und dankt alle für die Pünktlichkeit. Dank seiner genauen Planung wird er auch laufend über den Fahrplan orientieren.

Kaum hat man die Landesgrenze ins Vorarlberg überfahren, setzt leichter Nieselregen ein. Via Feldkirch geht’s Richtung Arlberg. Der 13‘972 Meter lange Tunnel ist noch bis mitte November in Revision, also gesperrt. So kommen wir in den Genuss der Fahrt über den Arlbergpass (1798 m ü. M.), trotz Nebelschwaden und leichtem Regen eine eindrückliche Passfahrt. Nach der Durchfahrt durchs berühmte Ferien- u. Ski-Dorf St. Anton folgt in Flirsch im schmucken Tiroler-Hotel Troschana ein Kaffeehalt. Dann geht die Reise weiter über Landeck - hier sollen die Eidgenossen (Appenzeller?) 1408 ein Tiroler Aufgebot verheerend geschlagen haben - Richtung Reschenpass. Praktisch mit dem Grenzübertritt zu Italien wird man von den ersten Sonnenstrahlen begrüsst. Am Reschensee vorbei, mit dem bekannten Kirchturm von Alt-Graun im Wasser, steuern wir Richtung Vinschgau. Für Kenner sofort bemerkt, sind die fünf oder sechs Windräder zur Stromerzeugung auf der Anhöhe vor Mals verschwunden!

Der Mittag naht, in Prad wartet in der idyllisch gelegenen Fischerstube das ausgezeichnete Mittagessen, zwei Menu stehen zur Auswahl, die Forellen sind gleich aus dem angrenzenden Weiher gefischt worden.

Nach dieser Mittagspause ist der Bahnhof Sponding der Vinschgerbahn (alle Fahrzeuge stammen von der Stadler-Rail aus Bussnang) Ausgangspunkt der bevorstehenden Velotour. 23 MSG-ler fassen die bereitgestellten Velos und nehmen den rund 55 km langen Veloweg durchs Vinschgau bis nach Meran in Angriff. Die restlichen 10 Mitglieder fahren mit dem Car nach Laas zur Besichtigung der Marmorwerke. Hoch über dem Tal wird der weisse Marmor seit dem 14. Jahrhundert abgebaut. Früher mit Seilwinden, Pferde- und Ochsenkraft, werden heute die grossen Brocken mit drei verschiedenen Bahnsektionen ins Tal geliefert. Der schwerste, je transportierte Brocken soll rund 80 Tonnen gewogen haben! Aufträge gingen schon früh in die ganze Welt hinaus, so bestellte die USA nach Kriegsende 1945 für ihre Soldatenfriedhöfe insgesamt 86‘000 Grabkreuze aus Marmor. Zur Sicherstellung dieses Grossauftrages arbeiteten total 600 Mitarbeiter, heute sind es noch rund deren 100. Nach der rund zweistündigen Besichtigung chauffierte der ausgezeichnete Copilot die Gossauer durch die vielen Obstplantagen des Val Venosta (Vinschgau) vorbei bis nach Meran. Hier sind die erwarteten Velofahrer mit Verspätung eingetroffen, denn … wie schon an der Reise ins Tessin 2013 … hat die Defekthexe auch diesmal Bruno Huber mit einem platten Reifen beglückt. Nach der Rückgabe der Zweiräder passiert man mit dem Car die Gegend Meran – Bozen. Kurz nach der grössten Stadt im Südtirol wird in Steinmannsberg-Leifers das Hotel Rotwand erreicht, Ziel des ersten Tages.

Nach Zimmerbezug geht’s zum Nachtessen. Ausgiebig und sehr gut wird gespeist, sodass jeder anschliessend in der Hotelbar den obligaten Quiz von Röbi Weiss gestärkt in Angriff nimmt. Auch diesmal sind wieder sehr knifflige Fragen aus der Region zu lösen, so etwa der Fundort vom Gletschermensch Oetzi, das Sprachenverhältnis deutsch, italienisch und ladinisch, oder der höchste Berg im Südtirol (Ortler). Von den insgesamt 22 Fragen ist diesmal Albert Huser der erstgekrönte, es folgen Alfredo Preamor und Heinz Streuli. Selbstverständlich stehen auch wieder einige gespendete Preis bereit.

Tag zwei beginnt mit früher Tagwache und einem ausgiebigen Frühstück. Bei leicht bedecktem Himmel führt die Carfahrt via Bozen in vielen Kurven und entsprechenden Höhenmetern hinauf nach Pommern. Mit der 1966 als längste Seilbahn der Welt registriert, wird die Bergstation Schwarzseespitze erreicht. Hier teilen sich die Wege, der Panoramaweg führt in rund einer Stunde zum Berggasthaus Unterhorn. Rund 2 ½ Stunden dauert die Erklimmung des Rittnerhorns (2200 m), die dritte Variante nimmt den kürzesten Weg zum Unterhorn. Eine herrliche Aussicht auf die Südtiroler Bergwelt bei rund 20 Grad Wärme können alle geniessen. Dass man im Südtirol nicht hungern muss, beweist das Mittagessen im Familienbetrieb Unterhorn, wo das angebotene Wiener Schnitzel gegen 30 cm lang ist; als Abschluss erhält noch jeder ein Schnapserl. Bis zur gemeinsamen Rückkehr zum Car frönen noch einige MSG-ler dem „Sönnelen“ auf 2070 m Höhe.

Nach diesem schönen Ausflug steht als nächstes eine Weindegustation und Kellerbesichtigung in Kaltern bevor. Das angestrebte Weingut wird in der Nähe des Kaltersees erreicht. Der Inhaber Georg Morandell begrüsst uns recht herzlich und informiert ausgiebig über den Weinbau und auch über den Obstbau (vorwiegend im Vinschgau). Im Südtirol wachsen rund 60 % weisse und 40 % rote Trauben, welche praktisch alle von Hand abgelesen werden. Die Besichtigung des Weinkellers wird zu einmaligen, faszinierenden Momenten. Der Vater Dominikus Morandell hat von 1976 bis 2010 in alleiniger, mühsamer Arbeit seinen Keller ausgegraben und mit gesammelten Steinen gemauert und abgesichert. Gepackt durch seine unwahrscheinliche Leidenschaft entstand schliesslich ein rund 130 m langes unterirdisches Werk, das immer perfekter und schöner wurde. So sind eine Küche, WC, ein Aufenthaltsraum für Degustationen und durch eine Treppe hinauf der direkte Zugang zum Weinberg entstanden! Abrupt endete schliesslich sein nicht enden wollendes Lebenswerk. 2010 stürzte der 72-jährige in seinem Wohnhaus so unglücklich, sodass er seither im Pflegeheim seinen Lebensabend verbringen muss. Seine letzte Baustelle bleibt so sichtbar, wie er sie verlassen musste. In diesem Bijou von Weinkeller folgt nun die Verkostung der fünf Eigenweine, zusammen mit einem feinen Käseplättli Die Faszination dieses einmaligen Werkes ist enorm, das Stimmungsbarometer der beeindruckten Besucher erhöht. Mit bekannten Turnerliedern vergeht die Zeit zu schnell. Noch wird kräftig mit dem Einkauf der wirklich guten Weinen zugelegt, rund 100 Flaschen werden auf ein Oldtimer-Jeep der USA aus dem 2. Weltkrieg verladen und zusammen mit dem lädierten Hansjörg Bänninger, vom Besitzer zum Car chauffiert. Arg in Verzug ist das geplante Nachtessen im Hotel, das aber sofort nach Ankunft nachgeholt wird.

Am dritten Tag heisst es Abschied nehmen aus dem Südtirol. Mit militärischer Pünktlichkeit beginnt die Rückkehr via Bozen – Meran – Vinschgau. Beim letzten Dorf vor der Schweizergrenze, Tauvers, erkennt man die Brandruinen eines Grossbrandes vor zehn Tagen. Gleich nach dem Grenzübertritt in Mustair folgt ein Zwischenhalt. Das Kloster - anerkannt als Weltkulturerbe - wurde erstmals 788 erwähnt und 2009 letztmals restauriert. Zurzeit sind noch 10 Benedektiner Nonnen hier beheimatet. Als einziger Geistlicher war bis 2012 der in Andwil geborene Columban (Linus) Züger ihr „Betreuer“. Als Abschluss der Besichtigung folgt der Fototermin, zur Erinnerung an drei unvergessliche Tage. Mustair ist auch die Heimat von Langläufer Dario Cologna, dem Welt- und Olympiasieger, einzelne Plakate und Transparente machen dies deutlich.

Nur wenige Minuten im Car, machen wir Halt in St. Maria, hier steht die Besichtigung der schweizweit bekannten Bäckerei Meier an. 24 Angestellte arbeiten im 1500 Seelendorf für all die Bündner Spezialitäten. 84 % der Fabrikation gehen in den Versand. Einige namhafte Auszeichnungen schmücken das heimelige Empfangsstübli, in dem uns die Frau des Inhabers ausführlich informiert. Viele Mitbringsel werden zum Abschluss der Besichtigung gekauft, dann wird die Fahrt fortgesetzt Richtung Ofenpass. Im Hotel Parc naziunal il fuorn (hier spricht man das Idiom Jauer aus der rätoromanischen Sprache) nehmen wir ein feines Mittagessen mit Dessert ein. Fünf Kartengrüsse gehen an unsere Senioren Hans Tanner, Badi Gerig und Karl Kölsch und an unsere kranken Kameraden Leo Thürlemann und Hermann Martin.

Via Flüelapass – Davos – Landquart geht die Reise weiter ins St. Galler Oberland, für Unterhaltung und Gelächter sorgen die vielen träfen Witze von Hans Züst. In Frümsen ist der nächste Halt im Staatswingert. Der Kanton St. Gallen beherbergt hier in Zusammenarbeit mit dem Landwirtschaftlichen Zentrum Salez einen eigenen Rebberg, welcher vor allem als Schulungszweck dient. Mit einem feinen Federweiss als Apéro wird man hier begrüsst vom Leiter Hans Oppliger, ein ehemaliger Oberbürer. Zusätzlich zu den wichtigsten Traubensorten wurden hier einzelne Rebstöcke von gegen 400 (!) Rebsorten und Typen eingesetzt. Dieses Projekt dient zur Erhaltung und nachhaltiger Nutzung der pflanzengenetischen Ressoursen. Unterstützt wird das Projekt vom Bundesamt für Landwirtschaft. Auf privater Basis werden zudem total 72 Sorten Nussbäume zur Erhaltung gepflegt, zusätzlich mit dem Projekt Ribelmais will man auch diese Rheintaler Spezialität erhalten. Mit einem feinen „Plättli“ und dem entsprechenden Wein endet diese sehr interessante Rebberg-Besichtigung. Noch dauert die Reise ein Stunde, der Präsident Peter Eigenmann freut sich über die sehr erlebnisreichen, unterhaltsamen und auch lehrreichen Tage und dankt vor allem den Hauptverantwortlichen Karl Giger, Kurt Bühler und Hans Züst. Im Mettendorf verlassen die ersten Kameraden die Gesellschaft, der Rest verabschiedet sich bei der Markthalle, ein spezieller Applaus erntet der Carchauffeur Stefan Lang.

Heinz Streuli

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